Juli 1945: Brandstiftungen als Racheakt in Fürstenau

Während des 2. Weltkrieges gab es in Höxter mehrere Gefangenlager für Kriegsgefangene, die in der Industrie und Landwirtschaft eingesetzt wurden. Bis zum Überfall auf die Sowjetunion bestand die größte Gruppe von „Fremdarbeitern“ aus Polen, während danach sowjetische Bürger das größte Kontingent ausmachten. Diese „Fremdarbeiter“ waren äußerst schlecht untergebracht und erhielten nur sehr geringe Löhne. Nach Kriegsende war unter den deutschen Bürgern die Furcht groß vor Racheakten dieser Gefangenen. Der größte Racheakt von Fremdarbeitern geschah am 29. Juli 1945 in Fürstenau.

Am 27. Juli 1945 war in Fürstenau um Mitternacht ein Pole von einer deutschen Dorfwache erschlagen worden. Offensichtlich sollte der Tod des Landsmannes gerächt werden. Eine große Anzahl von Polen aus der ehemaligen General-Weber-Kaseme, wo sich das Polenlager befand, zog am 29. Juli nach Fürstenau, richtete dort ein Blutbad an und zündete mehrere Häuser an, von denen sechs völlig abbrannten. Insgesamt 48 Polen konnten nach dem Überfall von einer britischen Militärpatrouille festgenommen werden. In dem Bericht des Zugführers Schmidt an den Kreiswehrführer Dr. v. Schenck vom 31. Juli 1945 steht zu lesen: „Die Freiwillige Feuerwehr Höxter wurde am 29. Juli um 21 Uhr von der Post alarmiert, mit dem Hinweis, dass in Fürstenau 7 Brände von Polen gestiftet worden seien. Die Feuerwehr Höxter rückte daraufhin mit LF15, LF8 und Schlauchwagen zum Einsatz aus. Es brannten 5 Feldscheunen und das Wohnhaus des Bürgermeisters. Nur eine Feldscheune konnte vor dem Feuer gerettet werden, weil dort etwas Löschwasser zur Verfügung stand. In Fürstenau war sonst kein Löschwasser vorhanden. Bei Westwind und starkem Funkenflug hatte die Feuerwehr Mühe das Feuer von anderen Gebäuden abzuhalten. Die Feuerwehr Höxter rückte gegen 5 Uhr morgens wieder ab, die Brandwache übernahm die Wehr aus Fürstenau.“

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